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25.11.2023

Bildarbeiten von Rudolf Linder

Autonome Bildräume

Regine Bungartz zur Malerei von Rudolf Linder:

«Die Bildarbeiten von Rudolf Linder produzieren Komplexität auf verschiedenen Ebenen. Sie faszinieren und irritieren, erstaunen, überfluten und benennen Beziehungen von Flächen, Farbräumen, Mustern, Strichen, Figuren und linearen Gebilden. Verwischtes, Hervorstechendes und Verborgenes korreliert miteinander. Erkennbares wird umfangen, begrenzt und gestört, verbunden Gehöriges wird abgeschnitten, Kontinuitäten stehen abrupten Abbrüchen gegenüber. Körper verlieren ihren logischen Zusammenhalt, es finden Überlagerungen statt, Gegenständliches wird überwuchert von Farbe, die keine Form benennt, strukturiert, dann wieder chaotisch und immer wieder sind es auch rätselhafte Begegnungen der Bildobjekte untereinander, die verwundern und in den Bann der Betrachtung leiten. Das Material Farbe, das sich immer wieder selbst entäussert, als Flecken, als Schlieren und Tupfen, oder als ineinander verlaufende amorphe Gebilde, als lineare gesprühte Gebilde ist in ihrer physischen Anwesenheit gleichwertig zum Motiv der Darstellung, welches oftmals nicht benennbar ist. Die Räume, in denen die Begegnungen verschiedener Wesen stattfinden, verraten ihren Ort nicht – oder eher – dieser Ort ist die Malerei selbst, das Zusammenkommen und Ausbreiten von Farbe, in ihrer Durchmischung immer abstrakt, stellt sich gegenüber zu konkreteren Formen. Die Figur wird gleich behandelt wie die unkonkreten Bildstellen und so wird das Gesamte auf der Ebene des Bildes verhandelt, als gestische Spuren einer Realität, die evoziert wird als visuelles Gegenüber. Bilder, und gerade in den Medien der Malerei und Zeichnung realisiert, sind immer auch Spur und Zeugnis von Bewegung und von in Form gebrachtem Material. Sie eröffnen, vor unsere Augen kommend, neue Dimensionen, verdinglichen existentielle Sphären unseres menschlichen Seins. Bild-Realisierungen ernähren sich aus unter-schiedlichen Zugängen zu Welten, die menschliches Dasein ausmachen. Es ist immer wieder diese Fläche, die besetzt wird von sich zueinander verhaltener Entitäten, die in das Format gesetzt und darüber hinaus über dessen Ränder hinweg expandieren in jenen Raum hinein, wo wir uns befinden mit unserem Körper-Volumen und dessen Grenze, der Haut, und mit unserer gesamten bewussten Aufmerksamkeit sowie den nicht bewussten Dispositionen, den abgelagerten Erinnerungen, Hoffnungen, Träumen und Ängsten, sinnlichen Erfahrungen, Gerüchen, Abdrücken, Abschürfungen, und Heilungen, eingeschrieben in unsere Zellen. Gesprüht, gemalt, gekratzt, teils als Ausschnitt eines grösseren Ganzen, formuliert Rudolf Linder Bilder, welche die Malerei als autonomen Möglichkeitsraum behauptet. Linder’s künstlerische Arbeiten appellieren an diese ständige Begegnung und Durchmischung unserer Wahrnehmung und unseres Bewusstseins mittels jener anderen Realitäten, die nur in Bildschöpfungen eine Äusserung finden können. Die hier in Bildern anzutreffenden Verschlingungen geschehen auf unterschiedlichen Ebenen und artikulieren in vielfältiger Weise immer neue Gefüge und Verästelungen. Die Komplexität der Bilder geschieht mittels der Dichte der Darstellung sowie der Möglichkeit einer Weiterführung dieser vorgestellten Geschichten in der eigenen Imagination. In ihrer Rätselhaftigkeit eröffnen diese Bilder Sphären, wie sie der Malerei gegeben sind: Illusionen, Verschiebungen, Artikulationen von Möglichkeiten, die absurd und gleichsam nachvollziehbar in ihrer Sichtbarkeit und dem, was mittels Sichtbarkeit evoziert wird, sind; nämlich ein Erleben vielleicht erahnter Zustände, die sich jeglicher Erklärung entziehen. Wir erleben hier Begegnungen, die uns in umfassender Weise den Horizont dessen erweitern, was wir Realität nennen.»

 

 

Spielzeiten

25.11.2023 ab 16:00
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